Wir wissen, dass die Uhr für den Brexit Ende des Monats läuft“, sagt Stefan Winter, Vorstandsvorsitzender des Verbandes der Auslandsbanken in Deutschland. Die Briten verabschieden sich langsam aber sicher aus dem Euro-Raum und ziehen sich auf ihre Insel zurück. Doch wie es danach weitergeht, darüber rätseln Winter und die Vertreter ausländischer Banken in Deutschland. Was ist jetzt zu tun? Eine Frage, die geradezu handlungsunfähig macht und für Verunsicherung sorgt.

„Wie hart wird der Brexit sein?“

Dass Großbritannien die Europäische Union verlässt, daran besteht kein Zweifel. Unklar ist hingegen, wie hart der Brexit sein wird und welche Folgen sich daraus für internationale Banken ergeben werden. Die Auslandsbanken warnen vor Verwerfungen, wenn nicht bald etwas geschieht. Regeln der Bankenaufsicht sollen angeblich eingehalten werden. Das würden die Vertreter ausländischer Banken auch liebend gern tun. Doch welche Regeln denn nun gelten, das wissen sie nicht. So lange die Frage über das Ausmaß des Brexits nicht geklärt ist, wissen die Banken auch nicht, welche Geschäfte sie beispielsweise an andere Standorte verlagern sollten.

Verlagern: Ja, wohin denn nur?

Londoner Banken haben ein Problem, sobald das vereinigte Königreich die Europäische Union verlässt. Sie benötigen in Zukunft rechtlich unabhängige Tochterbanken mit Sitz in einem EU-Mitgliedsland, um ihre Dienstleistungen wie das Einlagen- und Kreditgeschäft in der Europäischen Union weiterhin anbieten zu können. Doch welches Land überhaupt für den Zweitsitz in Frage kommt, ist ungewiss. Der deutsche Finanzplatz rührt kräftig an der Werbetrommel. Die Metropolen Paris, Luxemburg und Dublin tun es ihm allerdings gleich.

Es bleibt also nach wie vor spannend. Welche englischen Banken sich für Frankfurt entscheiden, das weiß selbst der Verband der Auslandsbanken noch nicht. „Wir wissen, dass Entscheidungen anstehen bei vielen Häusern, aber es ist noch keine Entscheidung getroffen“, sagt Winter. Geldhäuser aus Spanien, der Schweiz, Asien und dem Iran liebäugeln bereits mit der Hessen-Metropole. Bleibt nur zu hoffen, dass sich auch London für Frankfurt entscheidet. Eine Chance für den deutschen Finanzschauplatz, denn noch immer gilt: London ist und bleibt der europäische Finanzplatz Nummer eins. Wo es englische Großbanken hinzieht, zieht gewiss ein ganzes Gefolge ausländischer Häuser hinterher.

Titelbild: Tiberius Gracchus

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